Mitglieder, Mitarbeiter motivieren

#007 Wie lassen sich Mitarbeiter motivieren?

​Unfähigkeit von Mitarbeitern oder doch nicht?!

Es ist schon eine Zeitlang her, als ich einen Anruf von dem Geschäftsführer eines großen Einzelhandelsunternehmens erhielt. Auf meine Frage, wo ihm der Schuh drückt, begann er seine Ausführungen zunächst ruhig, doch er ereiferte sich recht schnell immer mehr über die Unfähigkeit seiner Mitarbeiter: „Herr Krings, ich beschäftige hier nur Pfeifen, keiner performt so richtig, wie ich mir das vorstelle. Es ist auch eine Katastrophe, überhaupt gescheite Leute zu finden, aber die, die ich hier rumspringen habe, die sind zum größten Teil wirklich vollkommen unbrauchbar.“​

​„Motivieren Sie mir meine Leute!“

​Den Begriff »unbrauchbar« ließ ich mir von ihm etwas näher erklären. Darauf antwortete er mir: „Meine Leute sind desinteressiert am geschäftlichen Erfolg, demotiviert, hören nicht zu, sind vollkommen unverbindlich und haben überhaupt gar keinen Teamgeist. Egal in welcher Abteilung, ich habe kaum gute Führungskräfte, die in der Lage sind, überhaupt ihre Teams richtig zu führen. Und dann auch noch diese fürchterliche Unverbindlichkeit. Man kann sich hier in dem Laden auf nix verlassen …“ So führte er seine Worte immer weiter aus. Übrigens, Ich erzähle Ihnen hier von einem Unternehmen, das zu dieser Zeit sehr erfolgreich war. Wobei ich mir natürlich die Frage gestellt habe, wie ein Unternehmen, dessen Mitarbeiter so schlecht sein sollen, erfolgreich sein kann. Wirtschaftlich war dieses Unternehmen zu dieser Zeit sehr erfolgreich, aber in der Personalführung, im Umgang mit den Mitarbeitern, eine absolute Katastrophe. Erfahrungsgemäß rächt sich das früher oder später immer. Auf meine Frage, was er sich von mir nun wünscht, was seiner Ansicht nach als Ergebnis meines Einsatzes anders sein soll als vorher, antwortete er mir: „Motivieren Sie mir meine Leute!“ Ich fragte ihn „Wie stellen Sie sich das vor? Soll ich mich vor Ihre Mannschaft stellen und tschakka-tschakka schreien?“ Daraufhin antwortete er, ich sei ja der Profi für sowas, er wolle nur, dass seine Leute motiviert arbeiten. Wie die Geschichte weiter geht erzähle ich Ihnen gleich. Reden wir doch erstmal über das Thema Motivation.

​Motivation

​Motivation von Menschen wie geht das überhaupt? Können Sie Menschen zu Leistung motivieren? Die Antwort lautet „nur indirekt“. Denn Motivation entsteht intrinsisch, also in den Menschen selbst und kann von außen nur über einen Umweg erreicht werden. Sie können davon ausgehen, dass mindestens 80 Prozent Ihrer Mitarbeiter leisten wollen, also motiviert sind. Wenn sie es nicht sind hat es mit den Rahmenbedingungen zu tun. Reden wir doch zunächst mal über die intrinsische Motivation, also Motivation von Innen.

​Motivation und das Warum

Jeder von uns hat ein Belohnungssystem in seinem Gehirn. Und dieses Belohnungssystem produziert Dopamin. Dopamin ist ein Botenstoff, welcher uns gute Gefühle beschert, Glücksgefühle. Und wenn sich was gut anfühlt wollen wir mehr davon. Wenn sich allerdings etwas schlecht anfühlt fehlt uns diese Dopaminproduktion und wir vermeiden eher die Ursache dafür. Sie können also auch sagen. Das Belohnungssystem fragt permanent nach dem Sinn unseres Handelns. Führt das Handeln zu einem guten Gefühl, macht das Handeln Sinn und wir machen es immer wieder. Führt unser Handeln zu keinen, oder schlechten Gefühlen, dann versuchen wir dieses Handeln in der Zukunft zu vermeiden.

Unser Belohnungssystem ist permanent auf der Suche nach dem Sinn unseres Handelns. Wenn wir nicht erkennen können, warum wir etwas tun bzw. wofür irgendetwas gut ist, fällt es schwer, uns für diese Tätigkeit zu motivieren. Das bedeutet im Umkehrschluss: Mitarbeiter von außen motivieren ist nahezu unmöglich! Es geht immer darum, dass der Mitarbeiter versteht, warum er das jetzt tut, gerade in diesem Moment tun soll oder später einmal. Er muss verstehen, welche Rolle er im großen Ganzen spielt. Wenn Sie es schaffen Ihren Mitarbeitern permanent den Sinn ihres Handelns vor Augen zu halten, dann sind sie als Führungskraft ganz weit Vorne.

​Rahmenbedingungen

Das heißt: Motivation von Mitarbeitern geht ausschließlich über einen Umweg. Und dieser Umweg sind die Rahmenbedingungen, in denen die Mitarbeiter aktiv sind. Für diese Rahmenbedingungen sind Sie als Führungskraft verantwortlich. Was meine ich mit Rahmenbedingungen. Dazu gehört die Art und Weise, wie Sie mit dem Mitarbeiter umgehen, wie Sie ihn behandeln. Das sind Themen wie wertschätzendes und respektvolles Verhalten, Einbeziehen von Mitarbeiterinteressen, ehrlicher und fairer Umgang, Klarheit in der Ansprache, Berechenbarkeit Ihres Verhaltens, usw.

Dazu gehört aber auch dem Mitarbeiter klare Ziele vorzugeben und die zu beachtenden Spielregeln zu erklären. Außerdem müssen Sie perfekte Arbeitsmittel zur Verfügung stellen. Es macht Mitarbeiter mürbe, wenn bspw. der Laptop 10 Minuten benötigt um endlich hochgefahren zu sein, oder der Gabelstapler dauernd Hydraulikflüssigkeit verliert, oder eine Rolle des Bürostuhls, oder Werkzeugwagens defekt ist und schleift und quietscht. Nicht zu vergessen, der Lärm in der Arbeitsumgebung, der puren Stress erzeugt.

​Sie prägen das Verhalten Ihrer Mitarbeiter!

​Zurück zu unserem Geschäftsführer mit seiner Einstellung. Es gibt den guten alten Spruch »der Fisch fängt am Kopf an zu stinken« und der findet hier natürlich auch seine Daseinsberechtigung. Wenn der Geschäftsführer, der Inhaber oder die Führungskraft bereits der Meinung ist, dass alle Mitarbeiter Idioten sind, dann sollte er sich besser direkt an die eigene Nase packen! Dieser Geschäftsführer hat die Mitarbeiter einst einmal eingestellt, hat sie bis zu dem heutigen Tag geführt und somit das Verhalten der Mitarbeiter geprägt. Genau das habe ich damals meinem Gesprächspartner gesagt, der seine Mitarbeiter von mir motivieren lassen wollte und wirklich glaubte, das sei die Lösung seines Problems.

​Führen heißt, verändere dich selbst und alles um dich herum verändert sich von allein

Es wird Sie nun sicherlich nicht erstaunen, dass es nicht zu einem Auftrag gekommen ist. Leider hatte dessen Einsicht absolut gefehlt. Zumindest zu diesem Zeitpunkt, denn fast genau ein Jahr später ging es der Firma so dreckig, dass er mich dann doch wieder angerufen hat. Hut ab, dass er zu seinem Fehler gestanden hat. So konnten wir dann gemeinsam – und das ist ganz wichtig – in seinem Unternehmen und wirklich auch mit seiner Unterstützung, durch ein längerfristiges Projekt wirklich gute Stimmung, gute Führungsarbeit, mit guten Ergebnissen in diesem Unternehmen erreichen.

Wie sieht das mit Ihrer Einstellung aus? Sind es immer die anderen, die Schuld sind? In meinen Seminaren nutze ich einen Spruch und der heißt: »Führen heißt, verändere dich selbst und alles um dich herum verändert sich von allein«. Das gilt übrigens auch im Privatbereich.

Bleiben Sie fokussiert!

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